Kein Interpretations- spielraum

K

Mittendrin im Leben; nun wieder eine Verlaufskontrolle. Zwei mal im Jahr sind diese für mich angesetzt. Mein Onkologe hat die Angewohnheit die Bilder mit uns zusammen zum ersten Mal anzuschauen und zu interpretieren. Ungewohnt, ohne radiologischen Befund oder Tumorboard. Aber auch angenehm, weil dadurch die Wartezeit auf das Ergebnis nach der Untersuchung immer kurz ist. Ich lege mir die MRT-Termine immer möglichst nur einen Tag vor den Arzttermin. Man lernt dazu, so muss ich nicht lange auf heißen Kohlen sitzen.

Da waren die neuen Bilder und sie sahen nicht gut aus. Als die erste Sequenz auf dem Bildschirm auftauchte, in der man den milchigen Film, der den Tumor kennzeichnet, sah, war klar, dass er gewachsen war. Das merkte man auch gleich an der wechselnden Stimmung. Meine Freundin, die mit Thea dabei war, bemerkte sofort wie mein Arzt rhetorisch ins Stocken geriet. Ok, Chemotherapie würde er empfehlen. Vielleicht auch eine Strahlentherapie. Wir -erstmal unter Schock- hörten uns das alles an und würden wohl ein paar Nächte über die dargestellten Möglichkeiten schlafen. So wie positive Befunde befreien, genauso engen negative ein. Einem wird schnell klar, dass es in den nächsten Monaten nur eine Priorität gibt. Und dann erstmal lange nichts. Lyon, die Hochzeit eines engen Freundes, Uckermark, Theas Taufe, Dinge, die für die nahe Zukunft geplant waren. Alles lag plötzlich auf Eis.

Ablenkung war angesagt. Shopping und gutes Essen. Es war nur ein Zeitvertreib. Ein Tiefschlag, den es erstmal zu verdauen galt. Und das brauchte Zeit.

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