Ein falscher Schritt

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Es passiert mir oft. Die Konsequenzen sind nicht immer so dramatisch. Irgendetwas musste schnell gehen. Sobald ich mich nicht konzentriere, schleichen sich Ungenauigkeiten in meine Bewegungen ein. Mit vollem Gewicht auf den rechten Fuß, es knackte laut und jede weitere Belastung war sehr schmerzhaft. Ab ins Krankenhaus. Zwei Stunden später war klar, der Mittelfußknochen war gebrochen. Mit einer Schiene wurde ich heim geschickt.  Es nervte mich sehr, dass ich in dieser Zeit, in der es so viel zu tun gab, nichts machen konnte. Ich fühlte mich schon vorher nur wie eine eher kleine Hilfe, jetzt war ich fast komplett handlungsunfähig. Meinen rechten Fuß konnte ich nicht belasten und mein Gleichgewicht und meine Koordination auf der linken Körperhälfte sind krankheitsbedingt stark eingeschränkt. Mit Gehhilfen konnte ich mich kaum fortbewegen, also bekam ich einen Rollator. Yeah! 

Die Entscheidung – pro Operation – fiel mir nicht leicht, aber ich konnte dadurch Zeit gewinnen. Sechs Wochen prognostizierte Heilungszeit anstelle von möglichen zwölf.

Da lag ich wieder im Krankenhaus. Ich erwischte ein gutes Zimmer. Vier Betten mit lustigen Zimmergenossen. Am besten verstand ich mich mit einem argentinischen Fotografen, der herzhaft lachte und eine warme Ausstrahlung hatte. Als er in unser Zimmer kam, mussten wir schmunzeln, da wir uns am Tag zuvor bei einer Odyssee durch das Krankenhaus mit Voruntersuchungen und beim Abhandeln von Formalitäten öfter über den Weg liefen und nette Belanglosigkeiten ausgetauscht hatten. Ich mag solche flüchtigen netten Begegnungen. Sie geben den Menschen, die sonst einfach an einem vorbeifliegen ein Gesicht. Nun hatte ich noch ein paar extra Stunden mit diesem Menschen geschenkt bekommen. Das war schön.Mein Knochen wurde zusammengeflickt. Er war nicht in zwei, sondern in vier Teile gebrochen, was auf den Röntgenbildern nicht sichtbar gewesen war. Die konservative Therapie ohne Operation wäre wohl ziemlich nach hinten losgegangen und ich war happy den richtigen Weg gegangen zu sein. Ein paar Monate später saß ich dann in einem Anfänger-VHS Kurs für digitale Fotografie von meinem argentinischen Zimmernachbarn.

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