Mein freier Sommer. Nach dem positiven Befund im April war ich wie beschwingt. Ich genoss das Gefühl von Freiheit nach den Wundern, die sich für mich ereignet hatten. Ich plante Urlaube, die ich einfach machen würde. Road-Trip mit meinem Bruder nach Wien und Budapest und mit einer Gruppe von Freunden nach Sizilien. Zwischendurch nach Berlin und zum Ausruhen nach Düsseldorf. Klingt nach einem guten Leben. Es würden wieder schwerere Zeiten kommen. Das war klar. Also den Moment genießen und voran gehen.
Anfang Juli ging es dann nach Sizilien. Der Urlaub begann mit einem Moment der Unachtsamkeit und einem kaputten Handy. Mir passiert sowas eigentlich nie. Ab dem dritten Tag des Urlaubs war ich sehr analog unterwegs, was im Urlaub gar nicht das Schlechteste war. Ich war noch mehr im Moment als sowieso schon.
Das Haus am Fuße des Ätnas war traumhaft. Ein toller Fund meiner langen Recherche. Es sollte ein Hobby von mir werden nach besonderen Plätzen zu suchen und diese zu finden. Besondere Architektur, reduzierte Inneneinrichtung und ein Natur-Swimmingpool, von dem aus man den Ätna und das Meer sehen konnte. Wahnsinn.
Leider blieb es für mich nicht nur schön. Bevor wir zum Apartment an die Ostküste fuhren, waren wir in Agrigento. Nach dem Frühstück wollten wir uns noch kurz die Tempelanlagen anschauen, die wirklich beeindruckend sind. Natürlich haben wir uns wie im Urlaub üblich schön vertrödelt und kamen direkt in die Mittagshitze. Ich wusste, dass ich mit Sonne und Hitze aufpassen musste, aber Schatten war kaum zu finden. Danach sind wir dann in die Autos und knapp drei Stunden über Land Richtung Ostküste gefahren. Auch im Auto war es sehr heiß. Erst bei unserer Ankunft merkte ich, dass ich mehr als ausgelaugt war. Ich konnte kaum mehr ein normales Gespräch führen. Ich fühlte mich wie unter einer Taucherglocke. Ich bekam mit, was um mich herum passierte, aber aktiv teilhaben konnte ich nicht mehr. “Ja” und “Nein” waren die einzigen Antworten, die ich unter Anstrengung noch geben konnte. Die Situation war komplett neu für mich und ich brauchte Zeit, um damit klar zu kommen. Ich zog mich zurück und erholte mich. An viel kann ich mich nicht erinnern. Ich habe viel geschlafen und bestimmt 2 Tage gebraucht bis ich wieder halbwegs da war. Die Euphorie dieses Urlaubs hat mich unvorsichtig werden lassen. Ich mag es euphorisch zu sein. Auch, wenn ein gewisses Maß nordeuropäische Naivität mitspielte, schließlich war es nicht mehr weit bis Afrika und das im Juli, musste ich akzeptieren, dass meine Energie maximal bei 50 % der meines Umfelds liegt. Ich muss mich immer wieder bremsen, wenn die Pferde mit mir durchgehen und ich “normal” sein will.
Gut war, dass im Kreis von vertrauten Personen war, denen ich genau sagen konnte was bei mir abging ohne, dass ich mich dabei schlecht fühlte. Gerade dieses Vertrauen lies mich in diesem Augenblick entspannt sein. Das Umfeld indem man sich bewegt ist sehr zentral, wenn man in Situationen kommt, die einen unangenehm belasten.
Die weiteren Tage habe ich dann zwei Gänge runtergeschaltet und mich, wenn überhaupt, nur einer Aktivität pro Tag angeschlossen. Durch die schöne Unterkunft war das auch ohne Probleme möglich. Es bleibt ein großes Dankeschön an meine Reisegruppe, die Zusammenführung zweier enger Freundschaften mit Anhang, die Sizilien zu einem besonderen Erlebnis gemacht haben.