Ich fühlte mich wie ein Popstar. Jetzt hatte sich sogar der Chefarzt angekündigt. In der kleinen Neurologiestation ist ein Hirntumorverdacht wohl eine Sensation.
Die ersten Tage waren durch nur wenige Untersuchungen und Besuche gefüllt. Klartext gab es vorerst nicht. Keine konkreten Aussagen, nur Vermutungen und die Ankündigung mich bald zur Uniklinik zu übergeben. Das Internet in einem solchen Fall um Infos zu bemühen bringt einen nicht weiter, stillt aber wenigstens ein wenig diesen Drang die neue Lebenssituation zu erfassen. Und es war klar: das hier würde alles auf den Kopf stellen. Das hatte ich im Gefühl. Krebsforen sind wirklich mit Vorsicht zu genießen. Besonders wenn man die eigene Diagnose noch nicht kennt. Egal, ich musste es tun und konnte mich dadurch ein bisschen ablenken. Ziemlich schnell habe ich auch meine engsten Freunde informiert. Auch in der Hoffnung ein paar Infos und Kontakte von befreundeten Ärzten zu bekommen. Vor allem war es mir aber wichtig offen und möglichst positiv damit umzugehen.
Vor dem Chefarzt machte ich dann wieder diese Koordinationsübungen, die eindeutig bewiesen, dass hier was nicht in Ordnung war. Wenn ich mit geschlossenen Augen und gestreckten Armen die Hand zur Nase führe sollte, war ich froh wenn ich die Wange traf. Den Seiltänzergang (“setze wie auf einem Seil mit ausgestreckten Armen den einen Fuß vor den anderen ohne dabei umzufallen”) schaffte ich auch nicht ohne Ausfallschritt. Interessiert nahm der Arzt die Info auf und ich freute mich für ihn, dass er nun auch mal einen Hirntumorpatienten mit Problemen im Gleichgewicht und der Koordnination erlebt hatte. Am nächsten Tag würde ich heim können. Und in der folgenden Woche ging ich in die ambulate Hirntumorsprechstunde der Uniklinik.