Marien Hospital

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Nach einem entspannten langen Wochenende saß ich Montag morgens in der Notaufnahme. Eigentlich wollte ich nur kurz Gewissheit, dass alles gut ist. Dann kam alles anders. Weil sich der reguläre Weg über die Fachärztin über Monate hingezogen hatte, bin ich auf Anraten von einem guten Freund in die Notaufnahme.

Ja Monate, vielleicht sogar länger. Es war ein schleichender Prozess. Stück für Stück wurde meine Koordination schlechter. Dass ich konkret wusste -es stimmt was nicht- dauerte lange, aber kleine Anzeichen waren schon früh erkennbar. Ich ertappe mich jetzt manchmal dabei darüber nachzudenken, wann ich erste Symptome hätte bemerken können. Das sind Gedankenspiele, die am Verlauf natürlich nichts ändern können.
2013 hatte ich einen olympischen Triathlon gemacht. Beim Training auf dem Rad habe ich meine Trainingspartner immer beneidet, wie locker sie auf dem Rad saßen, im Wiegeschritt wilde Bewegungen machten und nebenbei noch eine Geschichte erzählten. Ich musste mich konzentrieren.
Beim Laufen berührte mein linker Fuss immer wieder meinen rechten Knöchel, sodass dieser bei längeren Läufen durchaus mal blutig aufgeschürft war. Die Erschöpfung, dachte ich. Ein Jahr später konnte ich den Kaffee nicht mehr in der linken Hand tragen ohne etwas zu verschütten und Treppenlaufen fiel mir ohne Geländer schwer.
Da stimmte was nicht, Ich musste was tun.
Dann also los, befreundete Ärzte fragen was das sein könnte. Dann Ärzte abklappern. Hausarzt, Orthopäde, HNO und schliesslich Neurologe. Immer mit Wartezeiten für Termine. Das zog sich. Die Neurologin ordnete eine umfangreiche Diagnostik an. Für den MRT-Termin musste ich länger als 2 Monate warten. In meiner Situation nicht schön. Ich hatte ein Jahr zuvor einen neuen Job angefangen, der mich gut forderte. Ich war viel unterwegs und hatte auch oft wenig Schlaf. Im Zug früh morgens wurde ich nach einem kurzen Dösen wach und der Horizont verlief komischerweise von oben nach unten. Ich schüttelte mich und eine Sekunde später war alles wieder normal. Ich wurde unruhiger. An einem Wochenende in München wurde ich in einer Toilette in einem Restaurant bewusstlos. Ich weiss nicht wie lange. Ich wurde mit an die Wand gelehntem Kopf wach. Dieses Ereignis machte mir Angst. Ich hatte Situationen nicht mehr unter Kontrolle. Nach Rücksprache mit meiner Neurologin ging der einzige Weg über die Notaufnahme, um den Prozess zu beschleunigen.

Da war ich nun. Es war nix los. Nur ein ausgenüchterter Obdachloser, der nicht vor hatte die Klinik zu verlassen und fast schon raus reglementiert wurde, wartete mit mir. 2 Stunden später war es klar. Verdacht auf Hirntumor, ich sollte für folgende Untersuchungen da bleiben. Die Ärztin, bestimmt gerade erst 30, tat mir leid mir das sagen zu müssen. Ich hatte keinen emotionalen Zusammenbruch. Ab dem ausgesprochenen Wort “Hirtumor” kann ich mich an nicht viel erinnern. Mein Hirn hatte erstmal was zu verarbeiten und machte für neue Infos zu.

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