Einmal im Jahr findet für den Kiezchor eine Chorfreizeit statt. Diesmal war es an Pfingsten und ich freute mich sehr darauf. Nach vier Monaten im Chor war mir schon klar, dass dieser Chor etwas ganz besonderes war. Das spürte ich, auch wenn ich im sozialen Geflecht noch nicht voll angekommen war, hier würde die Freizeit helfen. Die Vorfreude wurde abgerundet dadurch, dass sich an diesem Wochenende der warme Frühling zum ersten Mal zeigen würde.
So stand ich dann voller Erwartung am Südbahnhof und die Reisegruppe Kiezchor kam langsam zusammen. Es sollte in ein Pfadfinder Haus in Mecklenburg-Vorpommern gehen. Die Erzählungen ließen einiges erwarten und trotzdem war das Ankommen eine Überraschung. Ein großes altes Backsteinhaus auf einem tollen Grundstück mit schönen alten Bäumen. Im ersten Geschoss befanden sich die Gemeinschaftsräume. Küche, Essensräume und Proberaum mit viel Platz und zwei Klavieren. Das Highlight hier war eine Bibliothek mit einladenden Polstermöbeln. Über eine Treppe ging es nach draußen in den tollen Garten. Eine weite Wiese, an die sich Bäume, ein kleines Fußballfeld und eine Schaukel mit Sandkasten anschlossen. Oben im Haus wurde in Schlafräumen genächtigt. Unten gab es neben den Duschen und Waschräumen noch eine Sauna. Alle waren wie beschwingt als sie das Haus betraten und erkundeten. Ein guter Anfang für ein besonderes Wochenende.
Bisher war ich Chorwochenenden gewöhnt, an denen meist von morgens bis abends geprobt wurde. Hier wurden andere Schwerpunkte gesetzt. Da der Kiezchor sich aus einem Freundeskreis gegründet hat, liegt der Fokus auch auf dem entspannten Zusammensein und Feiern. Mein Schlafrythmus und meine konservative Art zu feiern ließ mich morgens mit den Familien aufwachen. Wir starteten langsam in den sonnigen Tag und die Nachteulen kamen Stück für Stück in den Garten an die große Tafel, wo das Frühstück zum Brunch wurde und Zeit irgendwie keine Rolle spielte. Genau diese Momente, in denen Zeit keine Rolle spielt und man einfach nur das Sein und seine Mitmenschen genießt machen mich sehr glücklich. So war das ein perfekter Rahmen die einzelnen tollen Persönlichkeiten Stück für Stück kennenzulernen.
Gesungen wurde auch. Aber erstmal gab es ein ausgedehntes Warmup mit Yoga im Freien und tiefenentspannt wurde das neue RnB Medley geprobt. Der Chor singt 80er 90er Acapella Cover Songs. Großer Spaß und auch manche Jugenderinnerung kommt da zurück.
Nach 3 Tagen im parallelen Kiezchoruniversum ging es beseelt wieder zurück in die Berliner Realität.