Berlin – Paris und zwei Wunder

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Die Verlaufskontrolle stand an. Mittwoch MRT, Dienstag Sprechstunde. Na toll. Ein Wochenende Däumchen drehen und Grübeln. Nicht mit mir. Ich musste mich ablenken. Also einen kleinen Trip planen. Meine Kraft für solche Aktionen kam langsam zurück und ich hatte Bock. Über Berlin nach Paris und pünktlich zur Sprechstunde wieder heim.

Ich war lange nicht in Berlin gewesen. Ich habe hier sogar schon mal gelebt. 2002. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Ich selbst und die Stadt waren kaum wieder zu erkennen. Kurz bevor es weiter nach Paris ging, traf ich noch eine alte Bekannte. Wir hatten uns damals in Würzburg kennen gelernt. Es stand damals mehr im Raum, jedoch hatte ich vor unserem Kennenlernen ein Angebot aus Düsseldorf angenommen und war im Begriff einen neuen Lebensabschnitt in einer neuen Stadt zu beginnen. Ich hatte nicht den Mut eine Fernbeziehung anzufangen. Vielleicht war ich auch noch nicht so weit. Wir hatten den Kontakt verloren. Ich wusste nur, dass sie Mutter geworden war. Da waren sie nun. Ihr drei-jähriger Sohn und Sie. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Wie konnte ich mir damals die Chance entgehen lassen mit dieser Frau zusammen zu sein. Es traf mich unerwartet. Und ein paar Stunden später saß ich mit Herzklopfen im Flugzeug nach Paris.

Nach zwei schönen Tagen in Paris dann die Sprechstunde. Das Wachstum des Tumors war rückläufig! Damit hatte keiner gerechnet. “Wir versuchen mal eine Chemotherapie, um das Wachstum zu verlangsamen”, war die Ansage. Erklären konnte sich das keiner. Es gab ja auch keine positiven Signale bei den Symptomen. Eine gute Nachricht, die ich verbreiten konnte. Ein ganz neues Gefühl. Insgeheim plante ich aber schon meinen nächsten Besuch in Berlin.

Kommentar

von tgraubner