Einfach machen

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Bis ich etwas entscheide dauert es meistens ewig. Ich bin eher “der Grübler”. Mein Gesundheitszustand würde nicht mehr besser werden. Das war zumindest die Aussage der Ärzte. Schleichender Abstieg. Oder positiv ausgedrückt: Ich würde jetzt die beste Zeit meines restlichen Lebens haben. Diese neue Einstellung veränderte vieles und befreite mich von meinem inneren Zwang immer die beste Entscheidung treffen zu müssen.

Innerhalb von einer Woche sollten zwei deutsche Fußball-Mannschaften in der Europa League in Portugal spielen. Zwei Wochen nach meinem letzten Chemo-Zyklus. Ein befreundetes Paar war in dieser Zeit auch in Lissabon, ich wäre also am Anfang nicht ganz alleine. Ich konnte anfangen zu planen. Ich wollte einen schönen Mix aus Kunst, Kultur, Architektur, Kulinarischem und Fußball. Urlaubsplanung ist was Tolles. Besonders in der Phase nach der Chemo, als ich das Gefühl hatte die Lebensgeister kommen zurück, hat das sehr viel Spaß gemacht. 
Besonders spannend fand ich das Gelände der Weltausstellung 1998 in Lissabon und die Casa da Musica in Porto. Ich war im Modus des Entdeckens und das war schön und sehr erholsam nach den aufreibenden Monaten. Nebenbei noch ein bisschen Fußball und Stadien anschauen – ich war glücklich. Beeindruckend war das Stadion in Braga, welches nach umfangreichen Sprengarbeiten in einen Felsen gebaut wurde.

Von Nichte und Neffe hatte ich ein Kuscheltier bekommen, damit ich während der Chemo im Bett nicht so alleine war. Den Hasen Felix nahm ich als Gegenleistung nun mit auf Reisen. Mit Felix machte ich Selfies,  welche nachher in ein Fotobuch kommen würden. Das war eine sehr schöne Metapher für mich. Die Kinder haben mir den Weg in das “Hier und Jetzt” sehr leicht gemacht. Felix erinnerte mich daran und irgendwie waren sie dadurch mit mir unterwegs.

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