Chemotherapie. Dieses Wort war für mich immer der Inbegriff von Leiden. Irgendwie die Hölle auf Erden. Bilder von ausgemergelten glatzköpfigen Kranken geisterten durch meinen Kopf.
Da sollte ich jetzt durch. Standardtherapie sei das nicht, aber bevor man nichts machen würde, würde man das einmal “probieren” wollen. So einfach keine Therapie angehen würde ich unbefriedigend finden, also stimmte ich zu.
5 Tage im Monat sollte ich nun ambulant diese Tabletten nehmen. Ich stellte mich auf das Schlimmste ein.
Bei einer Aspirin verspricht man sich Besserung nachdem man sie einnimmt, hier wartet man darauf dass einem schlecht wird. Ohne Erfahrungswert waren die ersten Runden psychisch am Schwersten. Ich wusste nicht worauf ich mich einstellen sollte. Ich konzentrierte mich aufs Nichtstun. Selbst an den ersten Tagen war kaum ein Spaziergang oder ein längeres Gespräch drin. Mein Körper wurde mit Gift vollgepumpt und war damit beschäftigt. Mental ging das, weil man grob wusste wann es vorbei war. Ich war zwar anwesend aber nicht wirklich da. Solange ich körperlich auf niedrigster Flamme lief (den ganzen Tag liegend), blieb es bei immerwährender Übelkeit ohne Erbrechen. Daran konnte ich mich gewöhnen und Hustenbonbons waren meine Kalorienquelle.
Die beste Zeit an der Chemo war dann die, wenn das Gift den Körper verließ und ich wieder Lebenslust bekam. Eine sehr schöne und starke Euphorie stellte sich ein, die ich geradezu genoss. Was würde ich als nächstes Essen? Eigentlich war es egal, alles würde hervorragend schmecken.