Ein Freund würde mitkommen. Die Ergebnisse der Patologie waren da. Das kleine Stück Tumor aus der Biopsie wurde untersucht und bestimmt. Nur das konnte genaue Sicherheit über meinen Gesundheitszustand liefern. Mein Onkologe, ein recht nüchterner Zeitgenosse, sagte mir die Infos. Grad II Astrozytom, also gutartig wie erwartet, kann aber bösartig werden, positive genetische Marker für optionale Chemotherapien, nicht operabel, Therapievorschlag Chemo um das Wachstum zu verlangsamen, das Wort Heilung habe ich von noch keinem Arzt gehört. Es war also alles eine Frage der Zeit, also wie viel ich davon noch habe.
Die Frage traute ich mich jetzt aber nicht zu stellen. Später einmal wurden mir 20 Jahre genannt. Jedoch empfand ich das eher als Aussage mit Wohlwollen statt einer präzisen Information. Ärzte glauben Statistiken. Ich hatte das Gefühl eine Zahl über dem Durchschnitt gesagt bekommen hätte, damit mich das positiv psychologisch beeinflusst. Egal, mein Leben ist keine Statistik und der Einzelfall hat erstmal nichts mit Zahlenkolonnen zu tun. Warum nach einer Prognose fragen die sowieso nur Theorie ist. Die Frage ist wie man damit umgeht. Jetzt stellte sich die Frage nach dem Umgang mit der medizinisch bestätigten Ungewissheit.
Wir haben was gegessen und sind zur Schwester meines Freundes gefahren. Er musste den Schock wohl auch erst verdauen. Mega Freundschaftsdienst, dass er überhaupt mitgekommen ist. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Schockdiagnose fand nicht statt, musste es aber auch nicht, ich wollte an diesem Tag nur nicht allein sein.